Historische Themen

Seit dem Mittelalter wird Bentheimer Sandstein in den Steinbrüchen von Bentheim und Gildehaus gebrochen und bearbeitet. Grabsteine, Grabplatten, Sarkophage, Taufsteine und Bauwerke sind frühe Zeugen seiner Verwendung. Der „Herrgott von Bentheim“, eine kunsthistorisch bedeutende Skulptur (um 1100), die aus diesem Stein gearbeitet wurde, befindet sich in der Katharinenkirche der Burg Bentheim.

Bentheimer Sandstein, oft als „Bentheimer Gold“ bezeichnet, war ein begehrter Bau – und Werkstein. Insbesondere zu den Niederlanden entfaltete sich mit dem Bentheimer Sandstein ein weitläufiger Handel. Für viele bedeutende und repräsentative Gebäude in niederländischen Städten wurde er verwendet, z. B für das Rathaus von Amsterdam – heute königliches Palais. Im 17. Jahrhundert exportierte die „Verenigde Oostindische Compagnie“ (VOC) Bentheimer Sandstein nach Fernost.

Der Sandstein hat das Ortsbild von Bad Bentheim und seiner Umgebung in unvergleichlicher Weise geprägt. Im Stadtgebiet tritt er als mächtiges Gestein des Bergrückens zutage. Jacob van Ruisdael (1628/29 – 1682), einer der bedeutendsten niederländischen Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts, war fasziniert von dieser Felsenlandschaft und der mächtigen Anlage der Burg Bentheim. Er fand hier Motive für seine Gemälde und Zeichnungen.

Auch heute noch ist Bad Bentheim für Kunstliebhaber und Naturfreunde ein beliebtes Reiseziel. Der Bentheimer Sandstein ist eben eine ganz besonderer Stein.

Jacob van Ruisdael

Jacob van Ruisdael (1628/29 – 1682) ist einer der bedeutendsten niederländischen Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts. Bereits als junger Maler war Ruisdael sehr bekannt und ein gefragter Künstler. Sein Lebenswerk umfasst mehr als 1000 Gemälde und Zeichnungen.
Jacob van Ruisdael malte stimmungsvolle und dramatisch wirkende Landschaften, aber auch einfache und ruhige Ansichten von Dünen und Flüssen,  Panoramen mit Kirchtürmen vor weitem Horizont, Dorf-  und Stadtansichten in lieblicher  Stimmung. Menschen und Tiere sind unscheinbar und kaum wahrnehmbar dargestellt, sie verschwinden fast in der Landschaft. Dagegen enthalten seine Bilder eine Fülle von naturalistisch gemalten Details einer teils üppigen, teils vergehenden Vegetation, wuchtige Steine, Felswände und exakt anmutende Abbildungen bestimmter Bauwerke wie die Burg Bentheim, Fachwerkhäuser, Scheunen oder Mühlen. Seine Bilder begnügen sich nicht mit der bloßen Darstellung realer Dinge; sie sind Kompositionen von schöpferischer Eigenständigkeit und starker Empfindung.

Reise nach Bentheim
Während eines längeren Aufenthaltes in Bentheim und Umgebung erhielt der damals knapp 23-jährige junge Maler aus Haarlem für sein künstlerisches Schaffen wichtige Impulse. Er hat in vielen seiner Landschafts-  und Naturbilder Motive aus der Bentheimer Region verwendet. Diesem Aspekt im Werk des Jacob van Ruisdael  widmete eine Sonderausstellung im Sandsteinmuseum im Jahre 2004/ 2005 ihre besondere Aufmerksamkeit. Das Thema der Sonderausstellung stand unter dem Thema „Bentheimer Sandstein in den Bildern des Jacob van Ruisdael“.

Für den Betrachter ist es  reizvoll, Bildmotive in den Ruisdael  Bildern zu identifizieren. In vielen seiner Gemälde ist eindeutig die Burg Bentheim zu sehen. So ist auf dem Bild „ Zwei Wassermühlen mit offener Schleuse“ wahrscheinlich im Hintergrund der Gildehauser Kirchturm dargestellt. In einer Zeichnung ist ein Einzelfelsen beim Bentheimer  Schlossberg unschwer als das sogenannte Teufelsohrkissen zu erkennen, eine andere Zeichnung verweist auf die historische Wassermühle in Schüttorf.

Bentheimer Sandstein
Als Jacob van Ruisdael sich um 1650 / 1651 im Bentheimschen aufhielt und eine Region kennen lernte, die in besonderer Weise von dem Bentheimer Sandstein geprägt ist, wurde in der  Stadt Amsterdam ein neues Rathaus, heute bekannt als Königliches Palais, errichtet. Für den Bau dieses repräsentativen Gebäudes wurden insgesamt ca. 4000 Kubikmeter Sandstein verwendet, der zu einem beträchtlichen Teil in den Gildehauser Gruben gebrochen wurde. Mit dem Sandsteinhandel entfalteten sich nicht nur wirtschafliche, sondern auch wichtige kulturelle Beziehungen zu den Niederlanden. Für die Baukunst und Bildhauerei wurde der Bentheimer Sandstein Jahrhunderte lang verwendet, und er ist damit nicht nur als bloße Handelsware einzuordnen, sondern auch als Kunstträger. Für die Malerei hat Jacob van Ruisdael eine wichtige Verbindung zu Bentheim und dem Bentheimer Sandstein geschaffen. Die Grafschafter Motive in den Bildern des Jacob van Ruisdael geben der Region ein Stück kunsthistorische Identität.

Batavia

Bentheimer Sandstein auf dem Weg nach Südostasien

In den Morgenstunden des zweiten Pfingsttages, am 4. Juni 1629, lief die „Batavia“ vor der westaustralischen Küste auf ein Riff der Abrolhos Inseln.
Die „Batavia“ war ein Flaggschiff der mächtigen niederländischen Ostindien – Handelsgesellschaft (Verenigde Oostindische Compagnie / VOC). An Bord waren etwa 340 Personen.
Die meisten von ihnen fanden zunächst Rettung auf einer der nahe gelegenen Inseln. Das Schiff sank und mit ihm eine große Ladung von Sandsteinblöcken, die im Laderaum gebunkert waren.
Die „Batavia“ erlangte durch die Katastrophe ihres Unterganges und sowie durch die nachfolgenden verhängnisvollen Ereignisse eine traurige Berühmtheit; es ist eine Geschichte von Eifersucht, Habgier, Rachsucht, Fanatismus, Meuterei und Terror. Die Tagebuchaufzeichnungen des Schiff – Kommandeurs Francisco Pelsaert berichten davon.
Nach weniger als 350 Jahren gewinnt die „Batavia“ neue Aktualität und Bad Bentheim erfährt erstaunliche Dinge über den Handel mit Bentheimer Sandstein.

Meeresarchäologen entdeckten im Jahre 1963 das Wrack der „Batavia“ auf dem Meeresgrund des Indischen Ozeans in den australischen Küstengewässern. Nach der Bergung des Schiffes und seiner Ladung im Jahre 1979 zählte man 137 vorgefertigte Sandsteine mit einem Gesamtgewicht von etwa 37t. Es stellte sich heraus, dass diese Steine für die Fassade eines Tores der Zitadelle von Batavia, dem heutigen Jakarta (Indonesien), auf Java bestimmt waren. Alle Bausteine waren markiert. Sie wurden zusammengesetzt und ergaben ein imposantes Portal von sieben Meter Höhe.

In der Batavia Gallery des Maritime – Museums der westaustralischen Küstenstadt Fremantle ist eine Kopie aufgestellt. Auch Teile des Wracks der „Batavia“ sind hier zu sehen. Das originale Portal kann im Museum von Geraldton besichtigt werden. Die Stadt liegt mehrere Hundert Kilometer nördlich von Perth. Die Batavia ging vor der Küste dieser Stadt unter. Nach den Vorlagen des Maritime – Museums wurde die „Batavia“ inzwischen in Lelystad (NL) originalgetreu nachgebaut.

Um zu klären, woher der Sandstein für das Portal stammt, wurden im Auftrag des Weserrenaissance Museums Brake und des Deutschen Schifffahrtsmuseums Bremerhaven zwei Originalproben des Portals geochemisch und sedimentpetrographisch untersucht und mit Unterkreide-Sandsteinen aus Nordwest-Deutschland verglichen. Zur Diskussion standen zwei Sandsteine, die beide in historischer Zeit exportiert wurden: der Obernkirchener Sandstein (Berriasium) und der Bentheimer Sandstein (Valanginium), die sich äußerlich sehr ähnlich sind. Sowohl die geochemischen als auch die sedimentpetrographischen (Dünnschliff- und Kathodolumineszenz-Mikroskopie) Untersuchungen weisen auf den Bentheimer Sandstein als Baumaterial des Batavia-Portals hin.

Die VOC zählte zu den bedeutendsten europäischen Handelsunternehmen des 17./ 18.Jahrhunderts. Sie gründete Niederlassungen und Kolonien vor allem in Südostasien, früher allgemein als Ostindien bezeichnet. Auf Java wurde die Stadt Batavia, das heutige Jarkata, gegründet. Batavia wurde zur Drehscheibe für den Handel der VOC.
Als Seeweg nach Südostasien benutzte man eine Route, die vom Kap der Guten Hoffnung (Südafrika) in östlicher Richtung entlang des 38. Breitengrades direkt zur Westküste Australiens führte. Von da aus nahmen die Schiffe nördlichen Kurs auf Java.
Die VOC handelte mit Seidenstoffen, Baumwolle, Tee und Gewürzen. Auf ihren Fahrten zu den Handelsniederlassungen in Übersee führten ihre Schiffe schwere Frachtladungen als „paying ballast“ mit. So wurden große Mengen Bausteine von den Niederlanden nach Asien verschifft. Die Niederlande sind arm an Natursteinvorkommen. Seit dem Mittelalter importierten sie Sandstein aus den Bentheimer und Gildehauser Gruben. Zwolle und Kampen zählten zu den wichtigsten Umschlagplätzen für den Bentheimer Sandstein. Es ist anzunehmen, dass die VOC von hier Bentheimer Sandstein bezog und ihn als „paying ballast“ nach Fernost exportierte. Möglicherweise sind die vorgefertigten Bausteine für das Tor in Batavia in einer der Gildehauser Kuhlen entstanden.

Literatur:
Mike Dash; Der Untergang der Batavia, Verlag Goldmann, 2005
Liesel Schmidt; Bentheimer Sandstein und ein Schiffswrack im Indischen Ozean, Bentheimer Jahrbuch 2005
Maritime-Museum, Fremantle; Internet: http://museum.wa.gov.au

Reiseziel Bad Bentheim

Geschichte des Tourismus in Bad Bentheim

Im Jahre 2007 zeigte das Sandsteinmuseum eine Sonderausstellung zum Thema „Reiseziel Bad Bentheim“.
Mit Bildern und Texten wurde die Entwicklung Bad Bentheims als Kur- und Fremdenverkehrsort von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart auf Schautafeln dargestellt.